„Am Ende kann nur Gott uns helfen.“ Das Coronavirus in Äthiopien

Von Nizar Manek und Alexander Meckelburg
Aus Politik und Zeitgeschichte,, Äthiopien, APuZ 18-19/2020, April 24 2020
Seit Mitte März 2020 klingt vor jedem Telefonat in Äthiopien eine freundliche Stimme aus dem Hörer, die auf Amharisch über den Umgang mit dem neuartigen Coronavirus aufklärt: Man möge sich die Hände waschen und genügend Abstand zum Gegenüber halten. Bereits zuvor hatten einige Apotheken in Addis Abeba handgeschriebene Schilder an ihren Türen angebracht: ፈዝ ማስክ የልለም – „fez mask yälläm“ – „keine Gesichtsmasken verfügbar“, während sich an den Tankstellen der Stadt kilometerlange Schlangen bildeten. „Korona“, so die amharische Transliteration, hat im Bewusstsein der meisten Bürgerinnen und Bürger recht plötzlich einen festen Platz eingenommen.
Schon seit Wochen war in der Stadt über das Virus und seine weltweite Verbreitung gemunkelt worden. Doch nach der Bestätigung des ersten Covid-19-Falles in Äthiopien am 12. März kam stellenweise Panik auf. Für viele Äthiopierinnen und Äthiopier war Corona vor allem eine Gefahr von außen: Das durch das Virus verursachte Lungenleiden wurde zunächst als „ausländische“ und „chinesische Krankheit“ bezeichnet. Der erste bestätigte Fall soll ein japanischer Staatsbürger gewesen sein, auch die nächsten bekannten Fälle hatten allesamt eine „Reisegeschichte“. In der Folge wurden Ausländer mehrfach von Mitfahrten in Minibussen ausgeschlossen, teilweise auch auf der Straße bedroht und angegriffen.
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